nur ein paar Sekunden!

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Sebastian
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nur ein paar Sekunden!

#1 Beitrag von Sebastian » 11. Apr 2009, 09:15

Hallo zusammen,

wir hatten gestern am Karfreitag einen VKU (Verkehrsunfall) auf der B84, Dönges Richtung Marksuhl ... Plessloui kennt die Stelle: vom Hautsee kommend steigt die Straße an - einen Berg welchen die BK im dritten mit ordentlich Gas schafft. Der lange, gerade Anstieg mündet abrupt auf ein Plateau und biegt dabei in eine relativ leichte Rechtskurve ein. Die Stelle nennt sich "am Kamel", weil dort lange Zeit ein Baum in Kamel-form verwachsen war...

8 min nach Alarmierung der FFW Marksuhl kamen wir am Lerchenberg (3km entfernt) an:
im Kurvenauslauf ein Wohnwagen vor einem Baum im Straßengraben, 20m hinter ihm eine grüne Ninja auf der Straße, am Ende der Öl- und Benzinspur der Ninja eine leblose Gestalt an der Leitplanke.

Nochmal 20m weiter eine zweite Ninja. Der Fahrer ohne Fassung im Straßengraben.

Der Verunfallte erlag noch an der Unfallstelle seinen starken Blutungen. Wie das aussieht, wenn man im Beckenbereich komplett zertrümmert ist könnt Ihr euch vorstellen...

Der Motorradfahrer war seinem Kumpel gefolgt, konnte aber die hinter dem Anstieg auftauchende Rechtskurve nicht so gut meistern, wurde hinausgetragen und stieß auf der Gegenfahrbahn mit einem Wohnmobil aus Mecklenburg zusammen. Dieses schleifte das Motorrad eine Weile mit, bevor es selbst von der Fahrbahn abkam...

Mutter und Freundin trafen an der Unfallstelle zusammen mit dem Leichenwagen ein...

Fazit:
- auch uns kann so etwas passieren: Selbstüberschätzung. Ich kenne das Gefühl, wenn man in einer Rechtskurve rausgetragen wird und merkt: es reicht nicht mehr. Ich hatte damals Glück: da war kein Wohnmobil und auf der anschließenden Brücke auch kein Spaziergänger auf dem Fußweg, den ich gerade noch so erwischte... damals (2001) kam ich gerade von der Alpenquerung anlässlich der Italienfahrt zurück und dachte: "ich bin sicher, keine Kurve kann eng genug sein".
- selbst wenn wir selbst nicht Auslöser sind: eine Kollision mit anderen Verkehrsteilnehmern führt sofort zu schweren Verletzungen (Autos/Motorräder auf unserer Fahrbahnseite)

Aus beidem folgt für mich:
- fahren in der Gruppe ab zwei Personen führt zu Konkurrenz-Denken und unnötigen Gefahren: vorher absprechen: der Langsamste bestimmt das Tempo oder es wird getrennt gefahren!
- extrem vorausschauendes Fahren kann Leben retten
- einen Blick für Fluchtwege entwickeln
d.h. nicht, dass man keinen Spaß beim Fahren hat ;)

beste Grüße an Euch, passt auf Euch und Eure Ladies auf! Wenn etwas passiert ist die Lebenssituation innerhalb von Sekunden ganz anders.

Ein schönes Osterfest wünscht

Sebastian

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Re: nur ein paar Sekunden!

#2 Beitrag von Sport-Lu » 11. Apr 2009, 22:10

Hallo!

Schlimme Sache.
Ich hab so etwas auch schon gesehen.Auf der hohen Sonne bei ESA in Richtung Bad Salzungen.Vorher haben mich die harten Jungs überholt und sind oben geradeaus in die Leitplanke(Rechtskurve) gerast.Beide Tot.
Letztes Jahr war ich mit meiner AWO unterwegs,da hat mich ein Golf-Fahrer uberholt.Er war fast meinem Blick entschwunden,da sehe ich wie die Karre nach links abschmiert.Komisch,denke ich.Da ist doch ne Rechtskurve???20 Sekunden später sehe ich den Depp mit Golf und Kippe auf dem Acker stehen.Bloss gut das da niemand im Gegenvekehr war. Irgendwie ist es jedes Jahr dasselbe.Japan-Heizer im Adrenalin Rausch.Verkehrszeichen oder Geschwindigkeitsbeschränkungen existieren für sie nicht.
Sebastian,waren es Ortskundige?

Gruss Jörn! :(
Metzger,Bäcker und Friseure sind in Foren Ingenieure.

Eine BK ohne Ölfleck darunter......"Das ist aber nicht original so!!"

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plessloui
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Re: nur ein paar Sekunden!

#3 Beitrag von plessloui » 13. Apr 2009, 20:05

Hallo Sebastian,
ja die Stelle ist mir natürlich bekannt. Da lag die Selbstüberschätzung mal wieder über dem menschlichen Verstand. In den letzten 2 Wochen sind leider wieder viele dieser Geisteskranken mit ihren Sushi-Kuttern deutlich zu schnell unterwegs und dann wird trotz Gegenverkehr auch noch überholt! Wir waren heute mit 11 Oldtimern unterwegs, das ist echt zu viel da einen Überblick bei dem dichten Verkehr zu behalten. Wünsche allen allzeit unfallfreie Fahrt.

Ulrich
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Re: nur ein paar Sekunden!

#4 Beitrag von Ulrich » 14. Apr 2009, 08:10

Keine schöne Sache... Ich habe auch schon einen 19jährigen verbluten sehen... Trotzdem paar Worte dazu:

Wenn ich meine Meinung im Kreis von Freunden anbringe, werde ich immer belächelt. Trotzdem bleibe ich dabei: die Menschheit übertrifft im Rausch des technischen "Fortschritts" ihre Perversität immer mehr. Wozu braucht man Motorräder mit 200 PS? Schon Autos mit 3 Liter Hubraum und grüner "Umwelt" Plakette, (für welche der Staat noch "Umweltprämie" zahlt und dabei nicht entfernt an ein Tempolimit auf Autobahnen denkt) braucht kein Mensch. Und unsere Welt erst recht nicht. Es sind doch nur Statussymbole reicher, dummer und konkurrenzdenkender Menschen. Dabei bleibt das rücksichtsvolle Miteinander vollkommen auf der Stecke. Wird von "Erhöhung der Sicherheit" auf den Straßen gesprochen, kommen nicht etwa Dinge wie gegenseitige Rücksichtnahme, vorausschauendes Fahren, angepasste Geschwindigkeit und ähnliches zur Sprache, sondern es wird Tagfahrlicht, Antischleudersoftware, Bremsassistenten und solcher Nonsens in den Himmel gelobt.

Man kann schon mit der RT und 7 PS einen Heidenspaß haben! Und erst recht mit der BK. Es kommt nur auf die Einstellung des Einzelnen dazu an.

Passt auf euch auf, viele Grüße von Uli
Einmal BK, immer BK!

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Re: nur ein paar Sekunden!

#5 Beitrag von flotter 3er » 15. Apr 2009, 15:45

Gefährlich wird es dann richtig, wenn ein Anfänger nach einem halben Jahr denkt "Jetzt habe ich es im Griff"...
Bei uns im MZ Forum war so etwas ähnliches auch gerade Thema - einen Beitrag fand ich sehr interessant - Rennfahrer Troy Balyss (oder so ähnlich....) hat eine neue Ducati getestet - auf seiner Rennstrecke und war nur um 4 Sekunden langsamer als mit seinem Renngerät! :shock: Da ist das dann auch schon keine Selbstüberschätzung mehr, man ist objektiv nicht mehr in der Lage als "Normalo" solche Geräte zu beherschen, das ist was mir Angst macht....
Gruß Frank

Statt sich darüber zu beschweren, das wir nicht alles bekommen was wir uns wünschen, sollten wir dankbar dafür sein, das wir nicht alles kriegen was wir verdienen.(Dieter Hildebrand)

Sebastian
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Re: nur ein paar Sekunden!

#6 Beitrag von Sebastian » 16. Apr 2009, 13:48

Hallo Jörn,

zu Deiner Frage bzgl. Ortskunde: die beiden stammten aus einem Ort 15 km entfernt...

Aber mir ist das damals auch auf einer Strecke passiert, welche ich nicht das erste Mal fuhr (es war jedoch nachts und ich hielt im 45-W-Licht sehr lange einen Feldweg für die Straße, bis der Asphalt nach rechts verschwand...) Es könnte sein, dass man auf bekanntem Terrain sogar eher der Selbstüberschätzung unterliegt...

Hallo Uli,

bin voll Deiner Meinung bzgl. Leistungsentwicklung und Sinnfälligkeit solcher Autos/Motorräder.
Zum Thema Umwelt und Energieaufwendung für 300.000 km Mobilität (Fertigung, Nutzung, Service, Verschrottung) wurde viel gutes in der Oldtimer-Markt/Praxis geschrieben.

Einziges Argument für ein neues Fahrzeug ist bei mir der Gewinn an Sicherheit (fahre einen 1995er passat Kombi... TDI 90 PS, 275.000 km 4.8 ... 6.3 l/Diesel auf 100 km...). Oder anders herum: man geht mit einem alten Auto heutzutage ein Sicherheitsrisiko ein. Der Gegner mit modernster Sicherheitstechnik steigt nämlich lächelnd aus seinem Schrotthaufen und ich brauche günstigstenfalls einen Rettungshubschrauber...
Im Einzugsbereich unserer Feuerwehr gab es in den letzten Jahren mit ähnlichem Hergang vier Unfälle mit Hubschraubereinsatz. Bei dreien war ich dabei:
1)
BMW M5 Bj 2000 wird aus einer Kurve getragen (die man mit 100 gut nehmen kann) und raucht einen neuen Volvo Kombi auf. Darin eine komplette Familie, die nur wegen dem Volvo überlebt hat. Die Mutter Fraktur Unterschenkel, ein Kind mit Verdacht auf innere Verletzungen mit Hubschrauber weg (hat sich nicht bestätigt, es war alles i.O.). Der BMW-Fahrer mit Rippenbrüchen.
2)
Dem Fahrer eines Audi A6 3.0TDI (super Motor aber wer brauchts?) geht es zu langsam und er überholt über eine Kuppe hinweg eine Kolonne mit v>100 km/h und stößt kurz hinter der Kuppe mit einem Citroen C4 zusammen.
Der schwere Audi schiebt den "leichten" C4 nach Aufprall noch 30 m in entgegengesetzter Richtung bis in den Graben! Auf Grund des hohen Sicherheitsstandards keine lebensgefährlichen Verletzungen.
3)
Audi-VW-Treffen 2008 im Nachbardorf. Der Fahrer eines 1992 er Ventos (ohne Airbag) wird aus einer Kurve mit v>95 km/h rausgetragen und trifft auf einen neuen E-Klasse-Kombi. Der Mercedes war quasi noch lenkbar, alles bis zu den vorderen Radläufen war aber platt. Der Fahrer hatte keinen Kratzer. Dem Vento hat es den ganzen Motor unter/in die Fahrgastzelle geschoben. Die Haube war nur noch 20 cm lang. Es sah aus, als hätte man den Vento einfach vor der Windschutzscheibe abgeschnitten. Der Fahrer hatte mangels Airbag starke Schnitt-/Platzwunden im Gesicht und Knochenbrüche sowie Verdacht auf Wirbelsäulenfraktur. Nach Fulda ausgeflogen, Ausgang unbekannt.

Die verursachenden Fahrer waren zwischen 20 und 50 Jahre alt.

...

beste Grüße, Sebastian

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Re: nur ein paar Sekunden!

#7 Beitrag von plessloui » 16. Apr 2009, 22:28

Aber das aller schlimmste daran ist ja noch, dass meistens die unschuldigen wegen irgend so einem blöden Arschloch mit ihrem Leben bezahlen müssen. Und dann noch die milden Strafen abbekommen!!

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Michael
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Re: nur ein paar Sekunden!

#8 Beitrag von Michael » 20. Apr 2009, 19:00

Hallo zusammen,

ich fahre jetzt seit ca. 10 Jahren Moped und Motorrad und durfte auch schon einen Unfall mit dem Motorrad erleben. Ich habe daraus meine Konsequenzen gezogen. In meinem Bekanntenkreis kenne ich auch jemanden der sich einen "japanischen Joghurtbecher" kaufen mußte. Als wir dann mal eine kleine Ausfahrt gemacht haben, konnte ich aber feststellen, dass er mit der Bedienung vollkommen überfordert war. Ich war mit meiner Yamaha (60PS) wesentlich flotter unterwegs als er, weil er vor jeder Kurve Angst hatte. Glücklicherweise hat er die Ninja vor ein paar Monaten verkauft...

Bei meinem letzten Fahrsicherheitstraining waren auch zwei mit Rennmaschinen dabei und ich muss ganz ehrlich sagen, dass die anscheinend am wenigsten die Kiste im Griff hatten. Unser Trainer hatte uns freigestellt, mal zu testen wie es sich auswirkt wenn man KURZ und bei langsamer Fahrt das Vorderrad blockieren läßt. Er hat aber ausdrücklich davor gewarnt. Die zwei Kandidaten wollen nicht mitmachen und jetzt kommt's: Sie hatten Angst vor KRATZERN an der Verkleidung. Ich habs natürlich ausgetestet und die Kiste dann später auch auf die Seite gelegt. Was solls, lieber so die Grenzen kennengelernt. Hab es damals sogar mit einem großen Foto in die Lokalzeitung geschafft.. ;)

Ich durfte auch schon einmal eine 125er Aprilla fahren und ich muss ehrlich sagen, dass mir das Teil Angst gemacht hat. Absolut überzüchtet und kein Gewicht. Wenn Unvernunft, Selbstüberschätzung und die Möglichkeit sowas zu fahren zusammen kommen, dann hat das all zu oft keinen guten Ausgang. Aber trotzdem muss man sagen, dass JEDER Motorradfahrer mit dem Risiko leben muss und ich bin eigentlich der Überzeugung, dass gerade dieser Nervenkitzel das Motorradfahren MIT ausmacht.

Viele Grüße,
Michael

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Re: nur ein paar Sekunden!

#9 Beitrag von DS » 20. Apr 2009, 22:30

Hallo,

vielleicht bin schon ein alter Mann (locker<40), aber bei mir hat das Motorradfahren nichts mit Nervenkitzel zu tun. Wenn tolles Wetter ist und ich kann nicht fahren, na und, da juckt nichts.

Ich kann prima langsam über Nebenstrassen zuckeln und mir die Gegend ansehen, ich kann auch gut hinter PKWs fahren die mich nicht stören, auch mit der Honda!

Man kann auch gut auf der Landstrasse hinter dem LKW herfahren, mit dem PKW sowieso.
Der kann bei Gegenverkehr einfach mehr abfangen. Das ist zwar eine dusselige Aussage, aber soll heißen "nicht um jeden Preis, Geduld".

In den letzten Jahren hat ein enger Kollege Mittags ein Reh voll getroffen, Strassengraben, aus jetziger Sicht alles gut, fährt nicht mehr Motorrad. Ein weiterer wurde vom linksabbiegenden Gegenvehrkehr touchiert. Das einzige Hinderniss, ein Verkehrsschild getroffen, ein halbes Jahr später im Himmel (2kleine Kinder). Im gleichen Jahr ein Weiterer, auch Familienvater allerdings mit Dienst-PKW im Himmel. Frontal von jugendlichem GTi-Fahrer getroffen, der musste in der Kurve überholen. Wo ist da der Unterschied zu Mord?

Ich beobachte, dass Geschwindigkeitsbegrenzungen geschätzt zu 80% nicht eingehalten werden.
Wenn ich auf einer 2spurigen Strasse die linke Spur freimache, heißt das für den Folgeverkehr "Überholen!" egal wie schnell ich fahre, Grenzenlos!

Oder, der Strassenausbau. B87 zwischen Leipzig und Torgau. Dort passierte und passiert viel, die Strecke wurde teils mit Überholspuren ausgebaut. Nun kann man noch schneller fahren, ich habe den Eindruck, dass die Bäume schuld an den Unfällen sind.

Da macht eben jeder so seine Erfahrungen welche mehr oder minder Einfluss auf das eigene Verhalten haben.
Sicher kann jeder hier solch Episoden berichten, wichtig ist nur, dass wenigsten die die´s hier lesen sensibilisiert sind.

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