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von bujatronic » 9. Jan 2014, 08:57
E20, E85 usw. sind keine Hochleistungskraftstoffe, eher das Gegenteil, da Ethanol (Alkohol) weniger Energie enthält. Wie deren Klopfverhalten ist, interessiert uns auch nicht wirklich, das wäre nur für Brasilien z.B. interessant, wo viele Autos und Motorräder mit (fast) reinem Alkohol betrieben werden. Was mit etwas Änderung in der Software der Steuergeräte übrigens auch mit unseren modernen Autos ginge. Aber den damit verbundenen Leistungsverlust will der deutsche Autofahrer meist nicht...
Für uns von Interesse ist, daß E10 im Vergleich zu normalen Kraftstoffen weniger anfällig für Glühzündungen ist, E20 noch weniger (man kann also mal ruhig eine Flasche Spiritus zumischen, aber nicht mehr, wegen der Ölentmischung). Und das hängt mit der Innenkühlung zusammen.
Es brennen generell nur Gase, bevor der Kraftstoff also verbrennen kann, muß er verdampfen. Das beginnt bei unseren Motoren ab dem Austritt im Vergaser, setzt sich in den Saugrohren fort und ist nach dem Passieren des Kurbelgehäuses (Vorverdichtung) zum Großteil, bei der Verdichtung dann völlig abgeschlossen. Nebenbei sichert das auch die Schmierung, denn so bleibt das (nicht verdampfende) Öl dort, wo es gebraucht wird. Bei Direkteinspritzern steht logischerweise wesentlich weniger Zeit dafür zur Verfügung, so daß bei der Verbrennung noch flüssige Anteile vorhanden sein können. Diese verbrennen dann nicht vollständig, was zur Rußbildung führt.
Zum Wechsel in den gasförmigen Aggregatzustand braucht es Energie (Siedeenthalpie), und zwar sehr viel: Bei 1 Liter Wasser ist z.B. zum Erhitzen von 0 auf 100°C eine Energie von 420kJ nötig, um das Wasser dann völlig zu verdampfen, braucht es aber 2MJ, das Fünffache! Bei Benzin sind das etwa 0,4, bei Alkohol 0,9...1,1 MJ/kg (deswegen fühlt sich ein Benzintropfen auf der Haut auch kalt an), so daß mit E10 (um die 0,5MJ/kg) die Innenkühlung verbessert wird.
Innenkühlung heißt das deswegen, weil diese Energie ja irgendwo herkommen muß, und zwar wird sie durch Abkühlung dem Kraftstoff-Luft-Gemisch im Inneren des Motors entzogen. Da entweicht also nichts. Bei bestimmten Wetterbedingungen bildet sich durch diese Abkühlung aus der Luftfeuchtigkeit auch harmloser Reif außen an den Saugrohren oder gefährliches Eis im Vergaser, weil das bis zum völligen Versagen des Motors führen kann.
Das Entweichen kommt praktisch nur bei stehendem Motor vor, weil die Wärme des Motors teilweise den Sprit in der Schwimmerkammer verdunsten läßt, was mitunter zu Startproblemen führt. Daher ist es ratsam, bei einem vorhersehbaren Stop vorher den Benzinhahn zuzumachen.
"Vergessen Sie auch nicht, daß jedes Kraftfahrzeug wertvolles Volksvermögen darstellt, das möglichst lange zu erhalten nicht nur einen persönlichen Vorteil bringt, sondern auch eine nationale Pflicht ist!"
Obering. Siegfried Rauch