Pleullager ohne Käfig???

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plessloui
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Pleullager ohne Käfig???

#1 Beitrag von plessloui » 14. Sep 2010, 09:36

Hallo an alle!
Habe hier eine BK Kurbelwelle aus dem Motor meines Vaters. Dieser klapperte von Anfang an bei niedrigen Drehzahlen (Standgas...). Auch das 2. paar neue Kolben brachte abolut keine Änderung. Nun mussten wir aufgrund von undichtigkeiten den Motor zerlegen. Nach auswaschen der Pleullager macht sich ein Rasseln bei Bewegung bemerkbar. Die Rollen sind ohne Käfig verbaut. Beim bewegen (drehen) des Pleuls, fällt eine Rolle auf die andere, wenn sie über den Höhepunkt drüber weg ist. Nun zu meiner Frage: Ist das so richtig, ohne Käfig?
Auch eine alte (wirklich klapprige) Welle hört sich genauso an.

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plessloui
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Re: Pleullager ohne Käfig???

#2 Beitrag von plessloui » 16. Sep 2010, 08:46

Moin,
kann mir keiner weiterhelfen??? Bevor wir die Welle wieder verbauen, möchte ich schon gerne eine Auskunft haben.

Oldie

Re: Pleullager ohne Käfig???

#3 Beitrag von Oldie » 16. Sep 2010, 10:19

Meiner Meinung nach sind die Lager ohne Käfig. Es gab wohl auch frühe Wellen, wo die Lagerung zweireihig im Pleulfuß war.
Aber vielleicht rufst Du mal bei einem Kurbelwellenschleifer an, der schon BK Wellen gemacht hat. Da wird Dir sicherlich geholfen.
Zur Prüfung, ob die Welle noch gut ist, hat sich folgende Vorgehensweise bewährt. Die demontierte Kurbelwelle an einem Pleuel greifen und frei runterhängen lassen. Jetzt mit der anderen Hand von oben auf das Pleuelauge schlagen (kurzer trockener Schlag). Wenn es vernehmlich klackt, dann hat die Welle Spiel.
Oldie

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plessloui
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Re: Pleullager ohne Käfig???

#4 Beitrag von plessloui » 16. Sep 2010, 11:16

Das ist mir schon klar, mit dem Höhenspiel. Ich war ja auch schon bei ihm, Rundlauf, Höhenspiel alles Top laut Messuhr. Das Pleullager scheint 2-reihig zu sein. Rechts und Links Rollen und in der Mitte eine Anlaufscheibe.
Habe nun selbst die Welle in die Drehbank zwischen die Spitzen genommen. Rundlauf, Höhenspiel alles nur bis 0,01mm. Nur das rasseln der Rollen macht mich doch stutzig. Irgendwo muss ja dieses klappern im Stand bzw. niedrigen Drehzahlen herkommen!

Gruß Marco

Oldie

Re: Pleullager ohne Käfig???

#5 Beitrag von Oldie » 16. Sep 2010, 13:20

Die Rollen bewegen sich schon etwas, es darf aber kein rubbeln oder haken vorhanden sein. Alles muß leicht und spielfrei laufen.
Bist Du sicher, dass die Geräusche nicht vom hinteren KW-Lager kommen? Wenn Du C3 Lager verbaut hast, dann machen die im Neuzustand schon Rasselgeräusche. Die sollten aber nach ziehen der Kupplung leiser werden.
Oldie

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plessloui
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Re: Pleullager ohne Käfig???

#6 Beitrag von plessloui » 16. Sep 2010, 23:11

Hi,
läuft alles super leicht. Wir hatten ein C3 Lager verbaut, dass machen wir aber nie wieder. Hat viel zu viel Luft! Beim kuppeln hatte sich an dem Geräusch nichts geändert.

Grüße!

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Re: Pleullager ohne Käfig???

#7 Beitrag von bujatronic » 27. Okt 2010, 08:23

Nach meinen Unterlagen waren bei den Original-Wellen am Pleuelfuß immer 2 Reihen mit einer Anlaufscheibe verbaut. Ich habe versucht, das fotografisch zu dokumentieren, man kann auf jeden Fall erkennen, daß mittig zwischen den Rollen eine Scheibe liegt.
Mein Kurbelwellen-Experte (er war bis zum bitteren Ende der Leiter der Kurbelwellenfertigung bei MZ) regeneriert noch heute Wellen und verbaut nur noch eine Reihe, also Nadeln, die über die ganze Länge gehen, ohne Käfig!
Er meint, daß die geteilte Ausführung mit Rücksicht auf die damalige Schmierstoffqualität gewählt wurde, durch die Teilung sollte quasi ein zusätzliches Ölreservoir entstehen. Bei heutigen Ölen ist das nicht mehr nötig, dafür wirkt sich die größere Auflagefläche positiv auf den Verschleiß aus.
Ich fahre übrigens seit Jahrzehnten mehrere ETZ (Hubräume 125, 250 und 300 ccm) mit Frischöldosierung weit jenseits von 1:100 mit vollsynthetischem Zweitakt-Motorenöl, ohne daß jemals ein Kurbelwellen-Problem aufgetreten wäre. Kolben, Zylinder usw. sehen wie geleckt aus, der Auspuff ist blitzsauber (sauberer als beim Viertakter!), allerdings rostet er von innen nach außen.
Für die BK halte ich 1:50 (wohlgemerkt vollsynthetisches Zweitakt-Motorenöl!!) für realistisch. Hat da schon jemand Erfahrungen?
mfg, Chr.
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Re: Pleullager ohne Käfig???

#8 Beitrag von Kerl » 27. Okt 2010, 14:11

Ich denke mal, Erfahrungen macht jeder andere. Das ist ja das Problem bei solchen Diskussionen um die richtige Ölmischung: jeder hat ne andere Meinung und andere "Erfahrungen" gemacht. Mein Vater und ich, wir haben beschlossen, der üblichen Empfehlung nach mineralisches Öl zu verwenden und die Mischung bei 1:25 zu belassen. Wobei ich am überlegen bin, der Einfachheit halber doch auf eine 1:33 Mischung zu wechseln, da meine ES 250 eine solche braucht.

Was ich mich immer wieder frage: inwiefern war denn die Schmierstoffqualität früher schlechter? Wenn man heute schlechtes/billiges Öl verwendet, schlägt sich das oft nur in der Haltbarkeit bzw. den Ölwechselintervallen nieder. Ich denke eher, dass das Öl früher einfach schneller verbraucht war, nicht unbedingt viel schlechter geschmiert hat.
Beim Zweitakter muss das Öl aber quasi nur einmal schmieren, danach wird es verbrannt. Sicher sind Teile des Öls bedeutend länger an den Schmierstellen, im Vergleich zum Viertakter oder aber zum Getriebeöl beträgt die Lebenserwartung hier aber nur einen Bruchteil. Man bedenke, dass viele ihre Zweitakter über Jahre hinweg mit Altöl fahren. Das scheint auch zu funzen.

Worauf ich hinaus will: ich halte es für sehr gewagt, auf die Vermutung hin, dass heute alles besser ist, die Ölbeimischung zu stark zu verringern.
Unsinn, die hat vier Takte - auf jeder Seite zwei!

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Schmierfähigkeit des Öls

#9 Beitrag von bujatronic » 27. Okt 2010, 18:59

Das ist eine Wissenschaft für sich: Es ist bei weitem nicht nur Viskosität oder so, sondern auch Tragfähigkeit, Verhalten bei Erhitzung, Haftfähigkeit des Schmierstoffes usw. Da gibt es ein interessantes Buch "Moderne Schmierung von Zweitaktmotoren" oder so ähnlich (muß mal suchen). Dort werden die Methoden und Ergebnisse des API (American Petroleum Institute) beschrieben.
Die testen das, indem ein Zweitaktmotor warmgefahren und dann die Kühlung weggenommen wird. Die Zeit, bis der fast festgeht (Drehzahlabfall auf 50%) ist ein Maß für die Qualität des Öls. Es wird (glasube ich) in der Spezifikation mit "+" oder Buchstaben TA bis TD bezeichnet. Biolube (das bekannteste vollsynthetische Zweitaktöl, auch "Greentech", das ist/war von MZ ausdrücklich für 1:100 freigegeben) hat m.W. die Qualität "API+++" oder "API TC". Aber das muß ich erst noch mal nachlesen.
Die Umweltverträglichkeit ist dann auch noch ein Thema. Die Vollsynthetischen verbrennen praktisch rückstandsfrei und sind bei Leckagen voll biologisch abbaubar, stellen (anders als die Viertaktöle) also keine Umweltbelastung dar.
Soweit mir bekannt, wurde zu DDR-Zeit das normale Zweitaktöl MZ22 durch Verschwelung von Braunkohle hergestellt und erhielt Diesel als Vormischkomponente. Wer an "Rennol" rankam, hatte einen Hauptgewinn, denn das war eine Fraktion aus dem qualitativ hochwertigen Mecklenburger Erdöl (ich empfehle übrigens einen Besuch im Erdölmuseum Reinkenhagen bei Greifswald).
Ich habe in den 80ern viele Jahre an dem Projekt Benzin-Direkteinspritzung an Zweitaktmotoren gearbeitet, die waren natürlich auch alle mit Frischöldosierung. Wir verwendeten Rennol oder das damalige MV244 und fuhren 1:70 - 1:100 und hatten nie Probleme mit der Schmierung.
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Re: Pleullager ohne Käfig???

#10 Beitrag von Kerl » 28. Okt 2010, 13:53

Das klingt doch mal interessant. Jetzt hab ich etwas Futter für die Suchmaschine und werd mich schlauer machen.
Denn man sieht ja - man lernt nie aus. :wink:

Danke dir!
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