Motorklingeln

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Michael
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Motorklingeln

#1 Beitrag von Michael » 16. Sep 2011, 20:24

Hallo zusammen,

ich war die Tage ein wenig mit der BK unterwegs. Gestern war ich u. a. bei der HU und hatte wieder einmal einen sehr, sehr begeisterten DEKRA-Prüfer, der ohne Wenn und Aber die Plakette geklebt hat (obwohl mein Rücklicht gebrochen ist).

Mit ist aufgefallen, dass meine BK im Leerlauf stark klingelt, fast rasselt. Auf der linken Seite lauter und unter last so gut wie weg. Allgemein gefällt mir das Motorgeräusch unter Last viel besser. Ich habe schon alte Forenbeiträge gelesen und werde mal den Zündzeitpunkt kontrollieren. Auch probiere ich Additive als Bleiersatz im Gemisch. Was kann man noch machen bzw. woher kommt das Klingeln beim Zweitakter überhaupt!?

Vielen Dank für Eure Hilfe,
Michael

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bujatronic
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Re: Motorklingeln

#2 Beitrag von bujatronic » 18. Sep 2011, 12:52

Ich glaube, daß Du hier was verwechselst. "Klingeln" oder "Klopfen" ist das unkontrollierte Zünden des Gemischs an heißen Stellen des Brennraums. Das Geräusch entsteht durch das Zusammprallen mehrerer Flammenfronten, wodurch das Temperatur- und Druckmaximum weit vor OT auftritt. Dadurch werden alle mechanischen Teile, v.a. der Kolben überfordert. Das ist aber im Leerlauf so gut wie ausgeschlossen, da dort die Temperaturen niedrig sind, zumal beim Zweitakter ja zwischen zwei Zündungen immer mehrere Arbeitsspiele liegen, wo es nicht zur Entflammung kommt (das ist das typische "Pläppern"), wo also nur kaltes Benzin-Luft-Gemisch durchgepumpt wird.
Es handelt sich also mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein mechanisches Geräusch, das seine Ursache in zu hohem Spiel irgendwo hat. Du solltest also den Zylinder möglichst bald ziehen und die Ursache ergründen, damit Folgeschäden vermieden werden. Evtl schlägt der Kolben im Kopf an? Das würde deutliche Spuren hinterlassen und bald zum Bruch führen.
Die von Dir geschilderten Veränderungen über die Last erklären sich daraus, daß die Gaskräfte über die Last größer werden, was die Kinematik aller Teile beeinflußt.
Gruß, Chr.
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Re: Motorklingeln

#3 Beitrag von Kerl » 18. Sep 2011, 21:46

Oder meinst du etwa das Zweitakter-typische Pöttern unter Teillast?
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bujatronic
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Additive als Bleiersatz

#4 Beitrag von bujatronic » 19. Sep 2011, 08:24

Noch was: Bleiersatz ist für Zweitakter unnötig. Das im früheren Benzin als Antiklopfmittel zugesetzte Blei-Tetraäthyl bildete bei der Verbrennung Bleioxid, was sich bei Viertaktern u.a. an den Ventilsitzen absetzte und (da es relativ hart ist) wie ein Panzer diese Sitze vor Verschleiß schützte. Nach Ersatz durch Methyl-Tertiär-Butylester trat an den Motoren, wo die Ventile direkt im Grauguß saßen, erhöhter Verschleiß auf. Daher brauchen diese (und nur diese) einen Bleiersatz, ich brauche das z. B. für meinen 1935er Opel Olympia oder den 5,7-l-Corvette-Motor. Moderne Viertakter haben ohnehin gehärtete Ventilsitzringe, Zweitakter gar nichts dergleichen.
Nicht zu verwechseln ist diese Thematik mit dem Verbleien von Kolben. In den späten 80ern wurde z.B. am Wartburg der vorderste Zylinder (Nr. 3) serienmäßig mit einem verbleiten Kolben ausgerüstet, um die Notlaufeigenschaften zu verbessern. Da der Motor des W nach hinten geneigt eingebaut war, lief ein Großteil des Benzins und damit des Öls im Saugrohr nach hinten. Mit zunehmender Abmagerung des Gemischs (Jikov-Vergaser) kam dadurch der Zyl.3 mitunter in Bedrängnis. Auch beim Trabant gab es mal so etwas. Moderne Zweitaktöle (z.B. MZ408) haben aber eine so guten Schmierfähigkeit und haften so gut an den bewegten Teilen, daß so etwas unnötig ist.
Ich vertrete übrigens die Meinung, daß Werner (oder richtiger Röhricht) irrt, wenn er sagt: "Mit'm Öl nich sporsom sein!". Weniger, aber besseres Öl tut dem Motor gut. Vergessen wir mal nicht, daß das Zweitakt-Öl aus den 50er Jahren (aus Braunkohleverschwelung gewonnen) nach heutigen Maßstäben diesen Namen eigentlich nicht verdiente. Das MZ22 war eine typische DDR-Lösung, bestenfalls das Rennol (aus Mecklenburger Erdöl gewonnen, solange das sprudelte) war ein guter Schmierstoff. Ich habe jahrelang an Einspritz-Zweitaktern gearbeitet, dort haben wir (mit Frischöldosierung) nur MV244, also das beste damals erhältliche Viertakt-Motorenöl genommen.
Heute bekommt man z.B. mit den Addinol-Ölen MZ408 (vollsynthetisch) und MZ406 (teilsynthetisch) sehr gute Schmierstoffe, wo jegliche Zusätze unnötig (evtl. sogar schädlich) sind. Meine Erfahrungen mit dem MZ408 sind seit Jahrzehnten positiv, ich fahre es in 3 Frischöl-ETZ jenseits 1:100 inzwischen über 200tkm (eine Kurbelwelle hat sogar knapp 110 tkm gehalten!) und in einer gemischgeschmierten TS/1 ca. 1:80. Kein Qualm, fast keine Ölkohle, ganz sauberer Auspuff! Das mit MZ408 vergleichbare Castrol Biolube ist von MZ übrigens schon längst für 1:100 freigegeben worden.
Die einzige negative Auswirkung ist, daß der Auspuff von innen durchrostet...
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Re: Motorklingeln

#5 Beitrag von Michael » 19. Sep 2011, 21:25

Vielen Dank für die Ausführungen! ;)

Ich habe ein klirrendes, schepperndes Geräusch im Leerlauf, also ohne Last. Schwer zu beschreiben! Ich würde am liebsten mal mit einer anderen BK vergleichen. Vielleicht habe ich mich da auch in etwas 'reingesteigert!?

Ich schaue mir die Tage mal die Kolben/ Zylinder an (letzter Check war jedoch vollkommen i. O.). Tatsächlich waren bei meiner BK zwischen Zylinder und -kopf Dichtungen verbaut. Nun habe ich die bei der Restauration weggelassen, weil die lt. Ersatzteilliste nicht vorgesehen sind. Vielleicht sind die Köpfe bereits abgedreht und deshalb waren dort die Dichtungen eingesetzt!? Das ist leider alles schwer zu Beantworten, weil ich kein Vergleichsmaterial habe.

M.

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bujatronic
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Re: Motorklingeln

#6 Beitrag von bujatronic » 20. Sep 2011, 07:48

Vor der Demontage Spaltmaß kontrollieren (siehe Thread Verdichtung erhöhen). Bei meinem Motor waren die übrigens zu Anfang sehr unterschiedlich: 0,8 lks. und 1,25mm re., also beide in unterschiedlicher Richtung außerhalb der Toleranzen. Es liegt auf der Hand, daß ein Motor, der sowieso schon ziemlich asymmetrisch gestaltet ist (Vergaseranordnung, unterschiedlich lange Abgaswege) mit diesen zusätzlichen Abweichungen noch schlechter laufen wird.
Das Anschlagen der Kolben ist aber typischerweise bei hohen Drehzahlen und geschlepptem Motor zu beobachten, also wenn man bei hoch drehendem Motor plötzlich das Gas wegnimmt. Da treten hohe Masse- aber so gut wie keine Gaskräfte auf.
Frohes Schaffen!
mfg, Chr.
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Re: Motorklingeln

#7 Beitrag von kutt » 20. Sep 2011, 08:55

Michael hat geschrieben:
Mit ist aufgefallen, dass meine BK im Leerlauf stark klingelt, fast rasselt. Auf der linken Seite lauter und unter last so gut wie weg.
Das kann alles mögliche sein: verklebte Kolbenringe, zu frühe Zündung, ausgelutschte Kolben bzw Bronzubüchse, bis hin zum Pleuelfußlager

Ich Tippe auf Pleuelfußlager bzw. eine ausgeschlagene Bronzebüchse. Wie alt ist denn die Kurbelwelle und vor allem von wem?

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Re: Motorklingeln

#8 Beitrag von BK-Tourer » 11. Okt 2013, 10:50

Hallo Michael,

ich weiß das Thema mit dem klirrenden Motorgeräusch ist schon eine weile her,
aber was war es letztendlich bei dir und vor allem wie konntest du es abstellen?
Habe genau die gleiche Sch... aktuell bei meiner RT.
Motor ist generalüberholt. Kurbelwelle regeneriert, Kolbenbolzen nadelgelagert,alles neu
und kein fühlbares Höhenspiel,neuer Übermaßolben mit Ringen usw.Also mechanisch alles gesund.
Habe auch schon mehr Spätzündung gegeben aber hat bisher nicht geholfen.

MfG
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Re: Motorklingeln

#9 Beitrag von Sport-Lu » 11. Okt 2013, 16:38

In welchem Lastzustand klingelts denn?
Evtl.zieht die RT Nebenluft.Das würde ich als erstes untersuchen.
Wenn o.k.,dann mal die Schiebernadel eine Kerbe höher und probieren.

Gruss Jörn! :mrgreen:
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Re: Motorklingeln

#10 Beitrag von Kerl » 11. Okt 2013, 18:19

Ich klinke mich mal ein, weil es perfekt passt:

Woran könnte es liegen, wenn bei niedrigem Leerlauf ein Zylinder tickert? Das Tickern ist deutlich hörbar und hat sich nach und nach eingestellt. Bei kaltem Motor ist nix zu hören, erst warmgefahren tickert es. Gibt man etwas Gas, so dass der Leerlauf gerade so zu schnell ist, ist das Tickern komplett weg. Klingt nach Schieberklappern, kommt aber definitiv aus der Richtung Zylinder <-> Deckel. Sollen das Kolbenkipperlein sein?
Handelt sich übrigens nicht um die BK, da ist momentan alles in Ordnung. :mrgreen:

Gruss
Daniel
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Re: Motorklingeln

#11 Beitrag von bujatronic » 11. Okt 2013, 20:14

Tausch doch einfach als erstes mal die Vergaser, da könnte man Schieberklappen ausschließen bzw. bestätigen.
Kolbenkippen ist ein ganz normaler Vorgang. Da der Kolben ja kleiner ist als der Zylinder und aufwärts auf eine andere Seite gedrückt wird als abwärts, legt er sich eben mal auf die eine oder andere Seite an. Wann, wo und wie er kippt, hängt von vielen Faktoren ab, bei bestimmten Drehzahlen wechselt er pro Umdrehung bis zu 4x die Seite (das haben wir mal einem Trabant ermittelt). Wenn die Kolbenringe ok und der Ölfilm ausreichend ist, wird das i.allg. aber so gedämpft, daß man es aus dem Gesamtgeräusch kaum heraushört.
Den Zustand der Ringe kann man durch den Auslaß bewerten. Also z.B. mit einem kleinen Schraubenzieher vorsichtig draufdrücken, sie müssen sich alle frei bewegen lassen. Gerade bei Motoren, die mit (zu) viel Öl gefahren werden, bildet sich häufig gerade an dieser thermisch hoch belasteten Stelle Ölkohle, die zum Festgehen führt, das hört man eigentlich deutlich.
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Re: Motorklingeln

#12 Beitrag von Kerl » 11. Okt 2013, 20:39

Man hört es halt nur auf der rechten Seite, und die Jawa hat ja nur einen Vergaser. Der ist nicht ausgeschlagen, zudem tauchte das Tickern innerhalb von etwa 100 km auf. Laufen tut der Motor ganz normal, ist nur ein etwas unsicheres Gefühl, wenn man unterwegs ist.
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Re: Motorklingeln

#13 Beitrag von BK-Tourer » 12. Okt 2013, 20:10

Hallo nochmal an alle,

also um wieder auf das angesprochene Problem meiner RT zurückzukommen.
Jörn, sie hat das Geräusch im Leerlauf nicht nur bei höheren Drehzahlen dann aber in allen Lastzuständen.
Das einzige was mir noch einfällt ist mal den Quetschspalt zu checken sowie Christ. es oben schon beschrieben
hat.Kann mir aber nicht vorstellen das der Kolben oben am Zylinderkopf anschlägt,da die Flächen bisher nur leicht
übertuschiert worden sind.
Zweitens noch mehr Spätzündung geben. Mal gucken ob sich was tut.
Wenn es dann nicht weg ist bin ich mit meinem Latein am Ende.
Ist echt nich schön so,meine Schwalbe lief so schön ruhig damals wo ich noch Moppedfahrer war.

MfG Henner
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Re: Motorklingeln

#14 Beitrag von Sport-Lu » 13. Okt 2013, 12:05

Wenn das Klingeln immer da ist,wird es eine mechanische Ursache haben.
Da der Motor generalüberholt wurde,könnte das Entgraten der Kanäle im Zylinder etwas bringen.Quetschmaß prüfen,Zylinder ziehen,Kolbenringe prüfen,Kanalkanten prüfen ggf.entgraten.
Das wäre mein Vorgehen.

Gruss Jörn! :mrgreen:
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Re: Motorklingeln

#15 Beitrag von bujatronic » 16. Okt 2013, 08:40

Ein Zylinderschleifer, der die Kanalkanten nicht entgratet und anfast, verdient einen Ar...tritt!
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