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von bujatronic » 5. Mär 2012, 20:08
sorry, aber so alte Kontakte habe ich nicht, ich kann nur etwas aus der Theorie bvzw. Historie beisteuern:
Bei der BK sind sowohl Gummi- als auch Kardangelenk keine Gleichlaufgelenke, d.h. der Drehwinkel auf der Antriebsseite ist bei Auslenkung des Gelenks nicht gleich dem Drehwinkel auf der Abtriebsseite (auch Kardanfehler genannt). Je nach Auslenkungswinkel des Gelenks eilt die Kardanwelle der Getriebewelle während einer Umdrehung 2mal ein paar Grad vor und dann wieder nach. Diese Abweichung steigt mit der Auslenkung. Jeder Trabantfahrer kennt das: Wenn man die Vorderräder stark einlenkte und Gas gab, konnte man das Lenkrad kaum festhalten, weil die Scharniergelenke (die ja konstruktiv aus der guten alten DKW- und Audi-Front-Tradition stammen) keine Gleichlaufgelenke waren. Zu dieser Zeit (30er Jahre) baute allein Citroen in seinen legendären Traction Avant Gleichlaufgelenke System Tracta ein, und die machten so viele Probleme, daß die Firma pleite ging, von Michelin übernommen wurde, was dem alten André Citroen so an die Nieren ging, daß er wenig später starb. Auch die Auto Union hatte zunächst Tracta-Gelenke verwendet, war dann aber wegen der Probleme davon abgegangen (und auch vom Frontantrieb in der Mittelklasse).
Auch im Wartburg 311 waren Scharniergelenke eingebaut (klar, kam ja mit dem F9 aus dem gleichen Stall), nur bei den letzten Exemplaren sowie dem 312/I und natürlich 353er kamen andere Gelenke zum Einsatz, die mit dem Antrieb der BK das Prinzip gemein haben: Zwei Kardangelenke hintereinander, und die Abweichungen im Drehwinkel heben sich auf! Natürlich nur, wenn man sie richtig montiert. Das wird übrigens auch bei Kardanwellen von LKW oder anderen hinterradgetriebenen Fahrzeugen so gemacht.
Daher ist (wie schon mehrfach gepostet) die Einbaulage richtig, wo äußerer Mitnehmer mit der Gabel der Welle in genau einer Ebene liegen. Bei anderer Einbaulage tritt nämlich der gegenteilige Effekt auf, daß sich die Abweichungen addieren, so daß im Fahrbetrieb unangenehme Schwingungen auftreten, die mit abnehmender Auslenkung der Gelenke (sprich Einfederung) natürlich geringer werden. Solche Gelenke werden ja auch nicht so weit ausgelenkt wie z.B. beim Frontantrieb. Warum das mal anders vorgeschrieben sein soll, weiß ich auch nicht. Es kann aber auch sein, daß der Körnerschlag nachträglich eingebracht wurde. Meine 3 Wellen haben alle keine Markierung. Als Montagehilfe habe ich mir bei einer einen Körnerschlag selbst eingebracht (damit man die Glocke nicht immer abschrauben muß). Wenn ich das falsch gemacht hätte...
Es gibt übrigens noch ein Indiz für diese Einbaulage, nämlich die Teilung der Verzahnung (9 Zähne, also Versatz von 40°): Ein Einbau um genau 90° (oder auch 180°) versetzt ist gar nicht möglich.
Die neueren Gleichlaufgelenke (wie sie bei den ganz späten Trabis und Wartbürgern zum Einsatz kamen) hatten ein ganz anderes Prinzip. Dort wurde das Moment von Kugeln übetragen, die in einem Käfig so geführt waren, daß sie immer in einer Ebene liegen, die genau der halben Auslenkung entspricht, aber näheres kann man bei Wikipedia usw. lesen. Außerdem haben wir das doch alle schon immer gewußt...
"Vergessen Sie auch nicht, daß jedes Kraftfahrzeug wertvolles Volksvermögen darstellt, das möglichst lange zu erhalten nicht nur einen persönlichen Vorteil bringt, sondern auch eine nationale Pflicht ist!"
Obering. Siegfried Rauch