Probleme beim Kurbelwellen ausbau

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Marco_B
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Probleme beim Kurbelwellen ausbau

#1 Beitrag von Marco_B » 7. Jan 2015, 19:03

Hallo zusammen.

Ich bin seit mehreren Wochen der neue Besitzer meiner Zschopauer Lady, und überhole zur Zeit meinen Motor.
Ich habe etwas Probleme die Kurbelwelle aus dem Lager in der Hinteren Motorhälfte zu bekommen.

Hätte jemand einen Tipp für mich wie das am besten geht?

Ich habe schon daran gedacht sie aus zu pressen, jedoch weiß ich nicht ob hinter dem Lager eine Auflage ist, und ob diese stabil genug wäre.

DSC_0226.JPG
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Vielen Dank im Voraus
Marco

Kerl
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Re: Probleme beim Kurbelwellen ausbau

#2 Beitrag von Kerl » 8. Jan 2015, 10:00

Hast du das Gehäuse warm gemacht? Meist fallen dann die Lage von ganz alleine raus.

Gruss
Daniel
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bujatronic
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Re: Probleme beim Kurbelwellen ausbau

#3 Beitrag von bujatronic » 9. Jan 2015, 12:14

Hinter (in Fahrtrichtung vor) dem Lager sitzt ein Sprengring, der schon einiges aushält. Generell sollte man bei De- und noch mehr bei Montage immer mit Temperaturunterschieden arbeiten, nur nützt hier das Erwärmen des Gehäuses wenig. Aber den Innenring des Lagers mit einer Heißluftpistole erwärmen, dabei den KW-Stumpf mit einer passenden Kappe oder einem Stück Rohr abdecken, damit er sich weniger erwärmt und schließlich größere Mengen Kältespray (oder wer hat flüssigen Stickstoff) in die M12x1,5 Gewindebohrung sprühen, dann sollte es klappen. Am besten macht man sich ein Werkzeug, ordentliches Stück Eisen, das mit langen Stehbolzen richtig tief in die 4 M6er-Gewinde von der Dichtkappe eingreift und dann mittig eine Spindel (von einem Abzieher), die gerade auf die Mitte der KW drückt. Wenn man die Spindel mit einem Druckluft-Schlagschrauber dreht, geht so etwas spielend. Oder einen ausreichend großen Zweiarm-Abzieher an 2 gegenüberliegenden Befestigungsbohrungen des Gehäuses anschrauben.
Ein Hammer hingegen hat einer Kurbelwelle nichts zu suchen!
Noch ein Hinweis zu dem Sprengring: Der originale ist dünner (0,5mm) als die heutigen, also nicht verbummeln. Nach meiner Erfahrung ist aber die Nut im Gehäuse meist ungleichmäßig verschlissen, so daß man sie (wenn man es richtig machen will) von einem Dreher seines Vertrauens nacharbeiten lassen sollte, so daß ein heutiger Sprengring paßt. Ein gerade sitzendes Rillenkugellager 6305 hat gute Chancen, länger zu leben...
Zum Ausbau des alten Lagers in die Gegenrichtung muß dann natürlich das Gehäuse erwärmt werden, zum Einbau eines neuen Lagers unbedingt (es sei denn, daß wie zumeist die Lagesitze ausgeleiert sind, dann hilft nur Loctite).
Ansonsten haben wir zur Problematik dieses Lagers ja schon ausgiebig diskutiert...
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Utomborder
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Re: Probleme beim Kurbelwellen ausbau

#4 Beitrag von Utomborder » 10. Jan 2015, 15:25

Meiner Meinung nach darf man dem Sprengring, besser gesagt der Nut NICHT zuviel Kraft zumuten! Notfalls den Lagerkäfig zerstören, Kugeln raus und dann den Innenring separat mit enem kräftigen Abzieher von der Kurbelwelle holen. Sauarbeit, selbst schon gemacht.

Von Kältespray halte ich nix: wie lange mußt Du z. B. mit der Flamme draufhalten, bis sich da was erwärmt? Andersrum ist das genauso, wieviele Dosen Kältespray willst Du verbrauchn, bis da eine brauchbare Temperaturänderung eintritt???

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Elektroschrauber
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Re: Probleme beim Kurbelwellen ausbau

#5 Beitrag von Elektroschrauber » 10. Jan 2015, 15:50

Zitat:
Notfalls den Lagerkäfig zerstören, Kugeln raus und dann den Innenring separat mit einem speziellen Abzieher entfernen.

Das ist jedenfalls die schonenste Methode für die Kurbelwelle. Das habe ich persönlich bei Arnes Motor nach Kurbelwellenschaden so gemacht. Im übrigen das Lager war geklebt. Mit Wärme und Kälte....da war einfach nix....

Ich habe bei meiner letzten Motordurchsicht des zweiten Motors an der beschrieben Stelle abgebrochen und mir gesagt: Das Lager ist i.O. , das Lager sitzt fest wo es sitzen soll, dann bleibt es dort bis es wir sagt das es gewechselt werden will :roll: .
Man kann nämlich auch was kaputtreparieren (nach Reparatur schlechter als vor der Reparatur), das sollte man immer im Hinterkopf behalten.
Gruß
Elektroschrauber

Marco_B
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Re: Probleme beim Kurbelwellen ausbau

#6 Beitrag von Marco_B » 10. Jan 2015, 18:50

Vielen Dank für die vielen Tipps!
Ich habe den Lagerkäfig zerstört und den Innenring mit dem Abzieher von der Kurbelwelle gelöst.

Nun sind jedoch leider ein paar Kratzer im Kurbelgehäuse zum Vorschein gekommen.
Sollte ich diese ausschleifen oder machen die nichts aus?

Vielen Dank

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bujatronic
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Re: Probleme beim Kurbelwellen ausbau

#7 Beitrag von bujatronic » 10. Jan 2015, 19:00

Ja, ein geklebtes Lager ist nur mit Brutalität zu demontieren, diese Erfahrung mußte ich auch schon machen (Suchfunktion "Teufelszeug").
Was die Kratzer betrifft, wo sind sie denn? Ich denke mal, wenn es den Kompressionsraum betrifft, so schaden sie nicht.
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Re: Probleme beim Kurbelwellen ausbau

#8 Beitrag von Marco_B » 10. Jan 2015, 19:37

Ich hätte hier 2 Foto's der Kratzer, da muss es einem Vorbesitzer ein Stück vom Kolben rein gefressen haben..
kratzer.jpg
kratzer.jpg (38.97 KiB) 4874 mal betrachtet
kratzer_2.jpg
kratzer_2.jpg (14.08 KiB) 4874 mal betrachtet

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Re: Probleme beim Kurbelwellen ausbau

#9 Beitrag von Utomborder » 11. Jan 2015, 11:39

Das sieht eher nach Teilen aus einem Pleuellager aus, weiß nich, ob Alu auf Alu solche Macken hinterläßt. Egal. Ich grübel schon die ganze Zeit, was da auf dem letzten Bild für eine Bohrung in das Kurbelgehäuse geht. Ablasschraube für wenn mal Motor abgesoffen? Was ist denn da auf der anderen Seite, ist die verschlossen?

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Re: Probleme beim Kurbelwellen ausbau

#10 Beitrag von bujatronic » 11. Jan 2015, 11:56

diese Kratzer halte ich für unbedenklich.
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Re: Probleme beim Kurbelwellen ausbau

#11 Beitrag von Utomborder » 11. Jan 2015, 12:00

bujatronic hat geschrieben:diese Kratzer halte ich für unbedenklich.
Und das Loch? Hast Du das auch?

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Re: Probleme beim Kurbelwellen ausbau

#12 Beitrag von 103db » 11. Jan 2015, 15:14

hallo, da ich meinen Motor zur Zeit auseinander habe, habe ich nachgeschaut. Ich habe das Loch nicht. Würde mich aber auch mal interessieren. Vielleicht wurde das nur innerhalb eines bestimmten Produktionszeitraum gemacht. Meine Motornummer übrigens ist 1628823.
gruß thomas

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Re: Probleme beim Kurbelwellen ausbau

#13 Beitrag von Pom-Jensen » 11. Jan 2015, 16:04

Hallo erst mal,

das Loch war bei den 15 PS Ausführungen glaub ich normal (siehe auch: bk350.fmode.de/15ps-doku). Ich habe auch diese Ablaßschraube (Motornummer: 1610957). Hatte sie, als mein Motor damals über den Dichtring Luft zog, mal heraus geschraubt. da kam ziemlich viel von dem schwarzen Siff raus. Eigentlich ne feine Sache, wenn der Motor wirklich mal total ersoffen sein sollte.

Gruß Jens

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Re: Probleme beim Kurbelwellen ausbau

#14 Beitrag von bujatronic » 21. Jan 2015, 23:08

Diese Ablaßöffnung hat meine (17PS)-BK nicht, wenn sie durch eine Schraube verschlossen ist, hat sie auch keinen Einfluß auf das "normale" Leben eines Zweitakters.
Aber Parallelen gibt es schon, so hatten alle 900-ccm-Wartbürger und auch Barkasse am Kurbelgehäuse so eine Ablaßschraube, auch weit hinein in die 353er Serie war da zumindest noch der Anguß vorhanden. Beim B900 ist der Sinn noch nachvollziehbar, da Fallbenzin bei undichtem Schwimmer oder -nadel im ungünstigsten Fall das Kurbelgehäuse fluten und infolge der Inkompressibilität einen kapitalen Motorschaden verursachen konnte, das trifft prinzipiell auch auf die BK zu. Später hat man offensichtlich mehr Vertrauen in das System Schwimmer/-nadel gehabt oder geglaubt, daß der MZ-Fahrer den Benzinhahn immer schließt (was ich nun immer ein paar hundert Meter vor der Garage mache, um die Schwimmerkammer wegen der bekannten Probleme heutiger Kraftstoffe leer zu fahren)...
Aber da gibt es noch einen anderen Aspekt. Ich habe in meinem Leben sicher schon hundert oder mehr Zweitakt-Motoren demontiert und immer unten im Kurbelgehäuse einen regelrechten Ölsumpf vorgefunden (es sei denn, der war blank betankt worden). Ist ja auch klar, im Motor bildet sich überall (auch dort, wo eigentlich nicht nötig) ein mehr oder weniger dicker Ölfilm, und wenn der Motor abgestellt ist, folgt der der Schwerkraft.
Das hat mich animiert, bei dreien von meinen moderneren MZs mit Frischöl (ETZ 251, ETZ 125) dort eine kleine Bohrung einzubringen und über ein Ventil die Druckschwankungen im Kurbelgehäuse asunutzend dieses Öl in den Öltank zurück zu fördern, was ca. 20% Öl-Ersparnis (im Kurzstreckenverkehr sogar noch mehr) zur Folge hat.
Die Sache hat Kehrseiten, z.B. daß sich da unten leider nicht nur Öl ansammelt, sondern auch Dreck (da hilft ein Filter, der regelmäßig gewartet werden will) und die schwereren Fraktionen des Benzins bei kaltem Motor. In einem extremen Fall, als der Schwimmer im Vergaser undicht wurde, wurde das das Öl massiv verdünnt, so daß die Geräuschkulisse des ohnehin nicht eben leisen Motors alle Grenzen gesprengt hat. Er hat aber überlebt. Und der Öltank steht immer etwas unter Druck. Also, wenn jemand so etwas basteln will, Vorsicht! Ich biete gern meine umfangreichen Erfahrungen an.
So, und nun laßt die Basteleien (oder auch nicht) und geht schön schlafen...
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Obering. Siegfried Rauch

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