Riedel Anlassmotor der tausendste....

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ubootfahrer
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Riedel Anlassmotor der tausendste....

#1 Beitrag von ubootfahrer » 16. Okt 2021, 21:03

Hallo Freunde der Lady aus Zschopau ,

hier der vielleicht tausendste Beitrag zum Riedel Anlasser,der Ideengeber zu unserem doch etwas ungewöhnlichen Boxer Motor mit ungewöhnlicher Zündfolge und natürlich als Zweitakter.
Heute hat das Technik Museum "Hugo Junkers" in Dessau seinen Motorentag durchgeführt. Da werden Junkers Motoren aus dem Museum und dem Bestand im Freigelände im Lauf vorgeführt.Das Museum besitzt ein Junkers Strahltriebwerk Jumo 004 als Schnittmodell mit dem Riedel Anlasser in der Spitze und einen Riedel als Einzelmotor,der nach Ersatz der Original Zündspulen durch zwei Wartburg Zündspulen und nach Anbau eines normalen Motorrad Vergasers lauffähig ist,also insgesammt zwei "Riedel".
Der Motor wurde und wird auch heute noch durch den angebauten 24 V Original-Anlasser gestartet,der zwischen den beiden Zylindern längs liegend erkennbar ist.
Der Original Vergaser ist nur noch in Resten zu erkennen,man sieht aber das er zusammen mit einer noch vorhandenen elektrischen Kraftstoffpumpe betrieben wurde,die dann vom Piloten nach Anlauf des Triebwerks abzuschalten war.Der Motor sollte beim Starten nicht länger als 20 sec betrieben werden um Überhitzung zu vermeiden.
Dieser Motor wurde heute im Lauf vorgeführt,das war schon etwas bewegend für einen BK Fan!
Der Klang klingt doch sehr wie der von unseren Ladies,obwohl ja kein Auspuff im eigentlichen Sinn sondern nur zwei Rohre angebaut sind.
Bei den üblichen Gesprächen unter den " Fachleuten " am Motor gab es erstaunliche Details zu erfahren.
Nach dem Zusammenbruch lagen in den Junkers Werken in Dessau eine große Menge dieser Motoren,von denen viele den Weg nach draußen zu den "Bastlern"fanden.
Aber alle Versuche damit ein Motorrad,ein Moped oder ein kleines Zugfahrzeug anzutreiben scheiterten,weil immer die Kühlung fehlte,die Dinger aber auch technisch für den Dauerlauf völlig ungeeignet waren (Lager,Verbrauch,...).
Ich habe ein kleines Video vom starten und laufenlassen des Motors gedreht,auch Fotos gemacht.
Wer sich dafür interessiert melde sich bitte,bei Angabe seiner E Mail Adresse kann ich das Material schicken.
Ich versuche erst gar nicht es hier über das Forum zu verschicken.
Detlef aus Dessau

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bujatronic
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Re: Riedel Anlassmotor der tausendste....

#2 Beitrag von bujatronic » 18. Okt 2021, 13:34

Hallo, prima!
Über den Riedel-Anlasser sind ja auch etliche Fehlinformationen im Umlauf, z.B.: diese hier:
Bild
Habe ich in einem ansonsten seriösen Buch gefunden. Wahrscheinlich ist gemeint, daß bei 3.000 U/min Turbinendrehzahl (=Kurbelwellendrehzahl? es war ja wohl ein Planetengetriebe verbaut) Kerosin ins Triebwerk eingespritzt wurde (sofern in den letzten Kriegstagen vorhanden), und wenn die dann gezündet hatte und hochlief, mußte bei 6.000 U/min T. die Benzinzufuhr abgeschaltet werden, um eine Überdrehen des Boxers zu verhindern.
Bei allem, was ich Zweitaktmotoren so zutraue, mit Kerosin laufen die bestimmt nicht. Von elektronischer Zündung kann auch sicher keine Rede gewesen sein...
Leider kenne ich keine Details zu dem "Vergaser", aber was ich so auf Bildern gesehen habe, dürfte das eine (ungesteuerte) Saugrohreinspritzung gewesen sein. Da der Motor ja nur unter Vollast, also ungedrosselt lief, sollte bei konstantem Vordruck der elektrischen Pumpe eine einzige Düse gereicht haben, um ein zündfähiges Gemisch zu realisieren.
Übrigens besaß er eine Fliehgewicht-Zündverstellung, die dem der BK sehr ähnlich sieht.
Und daß etliche Motoren einen wohl unkontrollierten Weg ins Freie gefunden haben müssen, erkennt man auch daran, daß bis heute immer wieder welche zum Kauf angeboten werden. Aber was will man damit machen? Hab leider keine Messerschmitt...
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Re: Riedel Anlassmotor der tausendste....

#3 Beitrag von Elektroschrauber » 19. Okt 2021, 23:19

Hallo Leute,
ich glaube es nicht gerade bei ebay angeboten:
https://www.ebay.de/itm/202428203530
Grüße

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Re: Riedel Anlassmotor der tausendste....

#4 Beitrag von bujatronic » 20. Okt 2021, 09:30

Ja, den hatte ich auch schon auf dem Radar. Aber mir fehlt die dazugehörige Me.
Hier noch eine Seite mit vielen Detailfotos:
https://www.deutscheluftwaffe.de/fl-xxx ... r-rba-s-10
Über die Funktionsweise der Gemischbildung bin ich mir aber immer noch nicht im Klaren.
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Re: Riedel Anlassmotor der tausendste....

#5 Beitrag von bujatronic » 21. Okt 2021, 11:12

Wer suchet, der wird finden:
https://docplayer.org/32298806-Betracht ... -s-10.html
Von Herrn Riedel persönlich! Und wohl vom Anbieter des Motors bei ebay ins Netz gestellt. Vielen Dank!
Interessant, daß der Motor ursprünglich zum Anlassen von großen Kolbenmotoren gedacht war, der Schwungkraftanlasser (z.B. BF109) machte ja immer wieder Probleme.
Und so wird auch die Funktion der Kraftstoffversorgung verständlich. Zitat aus dem Internet: "Der Vergaser ist schwimmerlos, mit zwei Magnetventilen ausgerüstet, wobei das eine Magnetventil die Kraftstoffzufuhr vom Behälter steuert, das andere Magnetventil hat die Aufgabe, die erforderliche Kraftstoffmenge zum Inbetriebsetzen des Motors zuzuführen.“
D.h. er war ohne Drosselorgan, verständlich, weil zum Anlassen ja nur kurzzeitig die Höchstleistung gefordert war. Das eine erwähnte Magnetventil "zum Inbetriebsetzen" (gelegentlich fälschlich „Tupfer“ genannt) ließ Benzin direkt auf den Luftfilter laufen, der den Kaltstart als eine Art Oberflächenvergaser sicherte, nach kurzer Zeit, je nach Temperatur wurde es geschlossen. Das führte natürlich zu einem Überfetten des angesaugten Gemischs, aber nach wenigen Umdrehungen war es sicher soweit abgemagert, daß der Motor ansprang.
Dann wurde das andere Magnetventil geöffet, das Kraftstoff zur Düsenwelle freigab.
Weiter Zitat: „Die als Drehschieber ausgebildete Düsenwelle ist mit vier Zerstäuberbohrungen versehen. Durch Drehen der Welle wird der Drehschieber geöffnet und die Kraftstoffzufuhr für den laufenden Motor gesteuert. Die Drehung der Welle wird durch einen Hilfskolben hervorgerufen, auf welchen Druckluft aus dem Kurbelgehäuse einwirkt."

Bild

Mit diesem Bild wird auch verständlich, was es mit dem "Drehschieber", „Hilfskolben“ und der "Düsenwelle" auf sich hatte. Blick von unten, Luftfilter ist abgenommen.
Scheinbar wird der Kraftstoff-Zufluß mit dem Hilskolben durch den Druck im Kurbelgehäuse ("Druckluft") geregelt, indem über einen Hebel (der augenscheinlich fehlt) die Düsenwelle gedreht und über den Drehschieber die Kraftstoffmenge gesteuert wird. Im Bild steht die Düsenwelle offenbar auf Vollförderung (Anschlag oben links), die Rückholfeder (Wickelfeder daneben) ist entweder gebrochen, oder die Welle ist festgegammelt.
Ich halte das Ganze, wie schon gesagt, auch nicht für einen Vergaser im engeren Sinn, sondern eher für eine Niederdruck-Saugrohr-Einspritzung (durch Schweredruck). Immerhin war das damals schon etwas revolutionär...
Anderes Zitat: „Der elektrische Anschluss ist sehr einfach und besteht nur aus 5 Kabeln. Anlasser (+/-), Zündung, Tupfer“ – damit ist wohl das Magnetventil "zum Inbetriebsetzen" gemeint.
Ein weiterer Anschluß (hier nicht genannt) dürfte das zweite Magnetventil sein. Dessen Zweck ist wohl gewesen, ein Auslaufen des Tanks bei stehendem Motor zu verhindern, denn der Drehschieber hat sicher nicht 100%ig abgedichtet...
Hier werden weitere Details sichtbar:
http://lucafusari.altervista.org/page7/ ... asser.html
Im Klemmenkasten sind eindeutig 6 Anschlüsse erkennbar.
Und mit den vielen Detailfotos ist auch klar, daß dieser Motor mit der BK außer der Zylinderzahl und dem Zweitakt nichts zu tun hat. Dennoch hochinteressant, man schaue sich nur mal die ungeteilte Kurbelwelle an! Da wurden die Pleuel mit etwas Geschick drübergefädelt...
Interessant fand ich auch die Auslassungen Herrn Riedels über den Fachkräftemagel...
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