Weiter geht’s:
Im Glauben an meine Genauigkeit hab ich das Lager eingeklebt und den Innenring ebenfalls.
Orgasmus auf Sächsisch: Fertsch!
Na ja, eher nich.
Als ich den Kardanhals fertig montiert hatte stellte sich das Problem heraus.
Der Triebling läuft ungleichmäßig, hat eine etwas schwergänige Stelle drin!
Daraufhin Krisensitzung mit mir und Bier.
Ist nicht schlimm, läuft sich ein. Totaler Fehlschlag. Wird schon gehen, so schnell läuft der ja nicht…..
Ich hab mir dann erst mal ausgerechnet, wie schnell die Kardanwelle wirklich dreht und war erschrocken:
19“ Rad, Umfang ca 2 Meter = 500 Radumdrehungen pro Kilometer = bei Übersetzung 27:5, d.h. 4,8 : 1 = ca 2200 rpm für die Welle!
Bei 60 km/h!
Das Ding läuft im 4. Gang fast mit Kurbelwellengeschwindigkeit!
Da ist mir erstmals klargeworden, was der Kardan leisten muss.
Dieser Tatsache muss man Rechnung tragen, da hilft kein….. wird schon gehen!
Mit viel Hitze und Geduld hab ich Lager und Ring wieder demontiert, das 4904 als Hitzegeschädigt meinem Container überantwortet
und mir was neues überlegt.
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Den Triebling hab ich noch nen Hauch abgeschliffen, dann hab ich ihm mit dem Drehmel Nuten verpasst, um Platz für
Loctite zu schaffen.
Beim neuen zusammensetzen hab ich Lager und Ring im „flüssigen“ Kleber im Hals montiert.
Das muss schnell gehen, der Kleber zieht bei 30 Grad innerhalb Minuten an!
Dann hab ich den Kardan senkrecht ( Zähne nach unten, um verlaufenden Kleber nicht in Richtung QB20 zu lassen), eingespannt
Und begonnen, den Triebling sachte zu drehen.
Läuft gleichmäßig leicht, dreht einwandfrei. Und so ist es geblieben.
Fazit: bei meinem ersten Zusammenbau war es sicher wie mit der Butterschnitte, die immer auf die Butter fällt! Es hätte auch
gleich Klappen können.
Zusammenbau, einstellen usw dann fast als Standartverfahren. Spiel im zehntelmillimeter bereich, voll akzeptabel.
Lauf ist rund, aber leicht „rumpelig“ , bei den Zähnen nich anders zu erwarten.
Zum guten Schluss:
Dieser Kardan ist jetzt 200 km im Solobetrieb und 600 km als Gespannantrieb im Gebirge gelaufen.
Gefüllt ist er mit SAE 140, wie alle meine Kardans und Getriebe. Ölloch ist nur oben mit 3 mm gebohrt.
Es ist ein „Rumpelkardan“, bergab hört man ihn schon recht Laut leiern.
Er war aber nie mehr als ca.30 grad über Außentemperatur.
Erster Ölwechsel bei 200 km, nur leichte Späne am Magneten.
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Nach ca.800 km hab ich ihn im Zuge der sowieso fälligen Winterrevision der BK geöffnet: 4904 und QB20 Jungfräulich, wie neu.
Zähne eventuell etwas runder und weniger hakelig, ist aber vielleicht auch wunschdenken!
Es ist jedenfalls kein Anzeichen dafür zu erkennen, dass er demnächst das Rumpeln total einstellen möchte.
Wobei er sicher auch kein Kandidat fürs ewige Leben ist!
Vorstellen wollte ich euch diese Nummer vor allem, um zu zeigen, das manchmal auch aus Sch…. Wenigstens
noch n saurer Drops werden kann.
Und für viele von uns sind ja allein die geschafften 800 km mehrere Jahre BK Spass!
Es gibt allerhand Teile, die kann ich problemlos ersetzen. Der SW Katdan gehört da sicher nicht dazu. Und wenn ich so nem Teil
noch paar Kilometer abtrotzen kann, macht mir das Freude!
Ich liebe solche Basteleien.
Es ist schön, ein oder zwei gut laufende Gespanne stehen zu haben, aber
bloß rumfahren ….
Um es nochmal zu sagen: das war keine Bastelei, dei man am Nachmittag erledigt, es braucht für alle Schritte viel Zeit
und für jeden ähnlichen Fall auch eventuell andere Wege. Es hätte genausogut auch nicht gelingen können.
Und natürlich ist die Grundausstattung wie Abzieher, Werkbank,Werkzeug, Drehbank usw. Unverzichtbar.
Aber es ist auch sehr schade, solche Teile einfach zu entsorgen.
Typische Reaktion am Beginn meiner diesbezüglich Tätigkeit: Mein Kumpel mit ebenfalls einer BK und auch Bastler hat das Teil sofort als Schrott
So, das soll’s nun gewesen sein!
Gruß aus der Oberlausitz vom Ecke