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Getriebeabtriebswelle Ur-BK

Verfasst: 7. Mär 2024, 22:53
von ToKa
Hallo liebe BK-Gemeinde.
In der Rubrik "Suche" wurde das Thema neulich schon mal kurz angeschnitten und irgendwie war da der Wunsch, hier niemanden dumm sterben zu lassen.
Also es war tatsächlich so, dass bei der Ur-BK , oder vielleicht genauer bei den ersten 1000 Getrieben , die Lagerung der Los-Räder auf der Abtriebswelle anders aussah. Wie der Elektroschrauber schon beschrieben hat, gab es beim Kickstarterrad und beim 4. Gang keine Weichmetallbuchse mit schwimmenden Lagerung, sondern die Räder liefen direkt auf der Abtriebswelle bzw Kickstarterwelle. Gestoßene Nuten auf der Welle hatten wohl als Ölsammler fungiert, um die Reibung möglichst gering zu halten. Beim 2. und 3. Gang ist übrigens die gleiche Lagerung zu finden. Lediglich der erste Gang hatte eine schwimmende Lagerung mit Weichmetallbuchse. Wahrscheinlich war diese Konstruktion nicht sehr haltbar, was man eventuell schon zeitig erkannt hat (vielleicht sogar schon in der Erprobung). Anders wäre eine so frühe Änderung in der Serie kaum zu erklären. Leider gibt's wohl niemanden mehr, der dazu noch eine belastbare Aussage machen könnte. Ebenso zu der Frage, warum mit der neuen Lagerung der Losräder auch die Übersetzung vom 1.Gang und Kickstarter verändert wurde. Entweder war der erste Gang zum Anfahren u.U. zu lang, oder man wollte beim Antreten eine höhere Motordrehzahl erreichen. Aber das sind nur Mutmaßungen von mir, ich konnte darüber noch nichts genaues in Erfahrung bringen.
Grüße Torsten

Re: Getriebeabtriebswelle Ur-BK

Verfasst: 8. Mär 2024, 01:07
von Schwarzarbeiter
Moin,
Die ganze Geschichte hat mir keine Ruhe gelassen und ich habe in der Zwischenzeit ein 53er Getriebe geöffnet welches augenscheinlich wie eine Zeitkapsel 71 Jahre unangetastet überdauert hat. Hier fand ich tatsächlich die vom Elekroschrauber beschriebene und von ToKa konkretisierte Lagerung vor und muss mich dahingehend korrigieren. Kickstarterrad und die Losräder vom 2. bis 4. Gang liefen Stahl auf Stahl auf dem gestoßenem Nutenprofil ihrer Wellen. Gruselig anzuschauen da jeweils schon mit entsprechenden deutlichen Laufspuren. Das kann so eigentlich nicht lange gut gehen, ist sehr reparaturunfreundlich und ich würde das heute auch nicht mehr einbauen. Wahrscheinlich ging das auch damals nicht lange gut und schlussendlich wurde allen Losrädern eine schwimmende Lagerung verpasst. Dabei wurde auch gleich noch die Untersetzung des 1.Ganges (und des Kickstarters) kürzer gestaltet. Die nun im Durchmesser größeren Losräder vom Kickstarter und vom 1.Gang passen trotzdem selbst in das Ur-BK-Getriebegehäuse. Somit ließe sich selbst in das Ur-BK-Getriebegehäuse das komplette Getriebeinnenleben z.B eines Getriebes von 1959 ohne jegliche Änderungen einbauen. Im Gegenzug ist es auch möglich einem Getriebe mit den schon komplett schwimmend gelagerten Losrädern den langen 1.Gang zu verpassen, wenn dies gewünscht ist. Benötigt werden die Getriebehauptwelle mit 15 Zähnen für den 1. Gang statt der üblichen 13 Zähne. Weiterhin das Losrad für den 1. Gang mit 49 Zähnen statt der üblichen 50 Zähne. Das Kickstarterrad hat hier dann ebenfalls 49 Zähne statt 50. Ersteres gibt es aber nur in der Version ohne schwimmende Lagerung. Somit benötigt man dann auch zwingend die zugehörige Kickstarterwelle mit dieser seltsamen Lagerung Stahl auf Stahl direkt auf dem Nutenprofil.
Zusammenfassend kann man sagen dass die beschriebene Ur-Version des Getriebeinnenlebens nur sehr selten anzutreffen ist. Die meisten Getriebe wurden wohl im Laufe der Zeit auf die Nachfolgelösung umgestellt.

Gruß Schwarzarbeiter

Re: Getriebeabtriebswelle Ur-BK

Verfasst: 8. Mär 2024, 09:40
von Etschie
Auch ein Schwarzarbeiter lernt nie aus :shock:,..
Das is Irre :D
Danke an die Gemeinde.
Recht außerirdisch an was die Leute damals gedacht haben, das es funktioniert, wenn man sich im Gegensatz, diese "Hightec" Telegabel anschaut.
Der Grundgedanke von dem Rumpfmotor BK, war ja glaub ich , als Startvorrichtung für Flugzeugmotoren gedacht. Da war ja, denke ich, kein Getriebe dazu gedacht.
War das Getriebe ne reine Neuentwicklung :?:
War das bei den ersten Awos auch so :?:
Wie gesagt, außerirdisch. Es gab ja zu der Zeit schon Sachen die länger gehalten haben / halten mussten.

Gruß Marcus

Re: Getriebeabtriebswelle Ur-BK

Verfasst: 8. Mär 2024, 14:02
von bujatronic
Zwischen der BK (und anderen Zweitakt-Boxern) und dem Riedel-Anlasser besteht so gut wie kein Zusammenhang, was die Technik betrifft:
viewtopic.php?f=5&t=3476&p=28076
Richtig ist, daß DKW auch so einen Anlasser entwickeln sollte, aber die Rote Armee war halt zu schnell.
Nach meinen Informationen war das Getriebe in so ähnlicher Form schon bei der NZ 500 (NZ = Neue Zschopauer) verbaut.

Re: Getriebeabtriebswelle Ur-BK

Verfasst: 10. Mär 2024, 08:37
von bk-mw
20240309_095758.jpg
20240309_095758.jpg (330.16 KiB) 1274 mal betrachtet

Re: Getriebeabtriebswelle Ur-BK

Verfasst: 10. Mär 2024, 22:51
von Schwarzarbeiter
Moin,
Die Explosionszeichnung zeigt tatsächlich die Situation im Getriebe der Ur-BK. Diese Übersicht habe ich natürlich auch. Allerdings habe ich die tatsächlich nicht für so belastbar gehalten was die Genauigkeit der Darstellung betrifft. Weil wenn Grafiker solche Sachen umsetzen kommen manchmal auch komische Sachen dabei raus. Bei der Darstellung der Telegabel ist z.B. Gewinde oben im Konus der Standrohre eingezeichnet. Da gibt es aber kein Gewinde in der Realität.
Auch im Übersichtsbild Motor ist die Kurbelwellenlagerung insbesondere hinten sehr seltsam dargestellt. Wegen dieser Ungereimtheiten sind deshalb grafische Darstellungen für mich nicht die erste Wahl als Nachschlagewerke. Entscheidend ist was man auf dem OP-Tisch vorfindet.

Gruß Schwarzarbeiter

Re: Getriebeabtriebswelle Ur-BK

Verfasst: 11. Mär 2024, 14:33
von bk-mw
Die Darstellung ist vermutlich aus Januar 1954:

Re: Getriebeabtriebswelle Ur-BK

Verfasst: 20. Apr 2024, 22:35
von Elektroschrauber
Hallo Gemeinde,
das habt ihr alles sehr gut dargestellt bzw. erklärt. Ich hatte ehrlich gesagt damals nicht die Geduld die Ungäubigen zu überzeugen.
Aber eines möchte ich nochmals erklären. Und zwar, das ich ein solches altes/erstes Getriebe mit dem kurzen ersten Gang in meiner 53er verbaut habe. Es läuft einwandfrei schon mehrere 1000 Km und wurde damals zerlegt, revidiert und mit den üblichen weiteren Simmerringen ausgerüstet wieder montiert.
Weitere Überzeugungsarbeit ist beim BK-Treffen möglich. Aber nur in der Form das Probe-antreten werden darf. Geschraubt wird nicht :wink:
Viele Grüße