Hallö Ihr zwei,
Erstmal Gruß ins Erzgebirge!
An Kutt: jede Frage ist gut! ... Keiner von uns ist "Dr.BK", aber zusammen kann man sich ein Bild machen.
ich versuche es etwas kurz halten, schaue das nächste Mal am Sonnabend herein.
Ralf hat natürlich recht: wir gehen von einer einwandfreien Zündanlage aus. Das schließt ein, dass die Kontakte und Kabel ok sind. Wer schon mal den Zündspulenträger ausgebaut, wird sicherlich festgestellt haben, dass das 5er (?) Schräubchen, welches die Verbindung zwischen der Kontaktfahne zur Spule und zur Einschubbuchse für das Zündkabel herstelt - korrodiert ist! Hier lohnt sich auseinanderbauen, mit Stahlwolle blank machen und mit Kontaktspray konservieren. die Kontaktschuhe (auf Z.-kabel aufschraubbar) gibt es normal im Kfz-Handel. Die Metallfahne, welche den Unterbrecherkontakt auf die andere Seite überbrückt steht unter Spannung, bei hohen Temperaturen gibt es erst zeitweise Unterbrechungen und irgendwann (so habe ich es gemerkt) macht sich die Fahne selbständig. Eine Überbrückung per Kabel (über Kabelschuh an den seitlichen Schräubchen ist also eine gute Sache - schadet nicht und hab' ich auch so.
Zur Düse:
serie ist ja eine 95er Düse. Und das scheint im normalen Betrieb unter Teillast ja auch für Dich i.O. zu sein (siehe Rehbraun)
Wie Du schon schreibst, fährst Du bergab in möglichst hohem Gang und machst das Gas nie ganz zu. Das ist top.
Bitte probiere mal zusätzlich folgendes: (Ich weiß, das hört sich vielleicht erstmal abenteuerlich an) Fahre möglichst gleichmäßig und gebe bergauf nur so viel Gas, das der Motor schön summt, aber nicht brummt... also z.B. einen Berg im 3. mit ca 60-65 km/h (SW-Kardan) und dabei nur genau soviel Gas, dass die BK nicht langsamer wird. Meine erste Erfahrung: man gibt berghoch viel zu viel Gas.
[Das führt natürlich zu unnötig höheren Temperaturen, die der BK-Mechanik bekanntermaßen nicht schaden, die aber genau dann bei den Zündspulen ankommen, wenn es bergab geht- also meist langsamer, bei geringeren Drehzahlen im höheren Gang - und damit durch unzureichende Kühlung (Teil der Ansaugluft wird ja über Zündspulenkammer angesaugt) die Situation von Zündungsseite her noch verschärfen -

das ist übrigens der Grund, warum an der Ampel oder auch im Stau der Motor niemals auszuschalten ist. Bei Ausschalten erzeugt der Hitzestau in Lima und Zündspulenkammer weit höhere Temperaturen, als wenn die Kiste läuft und kühlende Ansaugluft die Temperaturen im Rahmen hält - das ist in Süditalien ausprobiert

]
So, zurück zu "unserem" Berg:
Wenn die Kuppe kommt, vorher Gas entsprechend wegnehmen und zwar so, dass der Motor noch schön rund läuft und die Kiste langsamer wird. Die Talfahrt mit ca. 40-45 km/h angehen und so fahren, dass der Motor nicht angeschoben wird.
Also am besten mal das Gas von der Kuppe ab nur ganz langsam zurücknehmen... falls BK schneller wird, mit den Bremsen dagegen halten (und sozusagen dem Motor einen Berg vortäuschen), bis man den Gasgriff soweit geschlossen hat, dass der Motor die Kiste nicht weiter antreibt. Wenn man den Dreh' am Gas gut raus hat (v.a. im 4. Gang und hohen Geschwindigkeiten geht das einfacher, aber im 3. hört mans besser), dann wird:
- der Motor niemals vom Motorrad angeschoben
- läuft der Motor fast rund, zumindest aber mit einem lebhaften prötteln.. welches bei geringfügigem Gasgeben (und evtl. Bremse ziehen, um km/h zu halten) in ein summen übergeht
- runterwärts nicht kurz das Gas voll aufreissen, so dass die BK brummt (Gemischüberfettung)
da hier viel das Gehör mitspielt, bitte bedenken, dass eine geringfügige Veränderung der Gasstellung sich unter Umständen erst sehr viel später in der Füllung der Zylinder bemerkbar macht. Das kann man selbst ausprobieren, wenn man an einer leichten, langen Steigung beschleunigt und dann gaaaanz langsam den Griff zumacht und dann in einer Stellung verharrt... die BK wird noch länger gut summen, irgendwann anfangen zu prötteln... es dauert eben eine Weile. Das selbe gilt für das Gas geben!
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Soweit dazu... jetzt haltet Ihr den Basti sicher für durchgeknallt

, aber probiert es mal... im Endeffekt geht es darum, dass der Motor "nicht merkt", dass unser einer einen berg runterfährt.
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Nochmal zurück zu den unterschieden, die Du an der Kerze bergab festgestellt hast:
Nehmen wir an, Deine Zündung arbeit gleichmäßig und einwandfrei (also ohne Aussetzer, was durch unverbranntes Gemisch natürlich eine Kerze irgendwann anfeuchtet) dann spricht viel dafür, dass im Leerlauf und im unteren Teillastbereich Deine Gemischaufbereitung noch unterschiedlich ist.
Bitte zum Hintergrund das Vergaserbeiheft genau studieren und verstehen! Das Wissen darin ist 60 Jahre alt

Liegt mit Bildern auf bk350.de
kurze Zusammenfassung: bei niedrigen Drehzahlen bzw. bei fast geschlossenem Gasschiebern beieinflusst vor allem die:
- Leerlaufdüse das Geschehen, dann kommt die
- Luftschieberstellung bei Leerlauf und geringem Schieberweg
dann ab unterem Teillastbereich komt die:
- Nadelstellung
erst ganz zu letzt (bei Vollgas) hat die Hauptdüse großen Einfluß. D.h. bergab hat die Hauptdüse auf Deinen Motor Null Einfluss, es sei denn, Du fährst Vollgas
Also, falls meine vorgeschlagenen Fahrversuche nicht ausreichen (zumindest sollten sie eine Besserung bringen) ist noch folgendes zu untersuchen (ich zitiere wieder die Bedienungsanleitung):
- beide Vergaser ausbauen und Bowdenzüge (und zwar in genauer Zuordnung links rechts) wieder einhängen.
- Gasdrehgriff geschlossen
- Kriterium eins: bei beiden Seiten wird der Schieberweg durch die Einstellschraube begrenzt, der Bowdenzug greift noch nicht
falls nein: entsprechende Bowdenzugaufnahme soweit hereindrehen, bis Schieberweg durch Einstellschraube begrenzt
- Kriterium zwei: ist der Schieber rechts und links gleich viel geöffnet (im Leerlauf m.E. 2mm Öffnung - bitte noch mal in Bedienungsanleitung überprüfen)
wenn nein: Schieberanschlagschraube so einstellen, dass rechts und links die Schieber exakt gleich öffnen
- Kriterium drei:
langsam Gasgriff öffnen: fangen beide Schieber gleichzeitig an, sich zu bewegen?
falls nein: mittels Verdrehen einer Bowdenzugaufnahme den Leerweg eines Bowdenzugs so einstellen, dass beide Schieber exakt zum gleichen Zeitpunkt anfangen zu öffnen.

geschafft, Du hast einwandfrei eingestellte Vergaser. Jetzt kann nichts mehr schief gehen. Leerlaufluftschraube auf beiden Seiten auf Grundstellung - nicht vergessen, 2,5 Umdrehungen geöffnet.
Und zu guter letzt: ja, man kann auch unterschiedliche Nadelstellungen fahren, halte ich bei Dir aber nicht nötig, da ja im Durchschnitt beide Kerzen rehbraun sind (siehe oben, Nadelstellung für Gemisch in Teillast bis Vollast verantwortlich). Sind also wie gesagt beste Voraussetzungen für ein gutes Ergebnis!
so, nun war es doch lang
Fazit: ich sollte das hier mal ins Reine schreiben

und besser sortieren

aber grundsätzlich muß man es erfahren (wollen), am besten geht das auf Nebenstrecken länger als 20 km, möglichst ohne stop und stress, erst dann ist die BK ja überhaupt lauwarm gefahren.
Kritik herzlich willkommen

ich hoffe es war nicht zu "neunmalklug"
ciao
Sebastian
PS: schraub nicht gleich nach den ersten Kilometern die Kerzen raus, das bringt nichts
PS.PS: fahr' ein paar Kilometer für mich mit, ich kann grad' nicht (liegt nicht an der BK)